Geiste und Brände
„Schnaps ist gleich Schnaps“: Kaum eine Redensart trifft weniger zu als diese – zumindest im wörtlichen Sinn: So kann Schnaps zwar ein Geist sein und zudem ein Brand, einen Geist für einen Brand zu halten indes wäre falsch. Sicher hingegen ist: Hochprozentig spirituos sind beide.
Der Geist
Geiste werden aus zerkleinerten, aber nicht vergorenen Früchten hergestellt. Hierzu wird das frische Obst geraume Zeit vor dem Brennvorgang in neutral schmeckenden, hochprozentigen Alkohol eingelegt. Hat der Alkohol die Aromastoffe der Früchte freigesetzt, wird das Gemisch in einen Kupferkessel, die so genannte „Brennblase“, gefüllt, erhitzt und zum Geist gebrannt. Insbesondere Beeren sind für die Herstellung von Geisten geeignet: Sie sind aromatisch, enthalten jedoch zu wenig Zucker, um diesen wirtschaftlich sinnvoll zu vergären. Einer der Klassiker: Himbeergeist.
Der Brand
Basis jeden Brandes ist die Maische. Dazu wird ausgereiftes und handverlesenes Obst nach der Ernte gewaschen, zerkleinert und in ein Gärfass gefüllt. Bereits nach wenigen Stunden setzt der Gärprozess ein, wobei Hefen den Fruchtzucker in Alkohol verwandeln. Akribisch und regelmäßig werden die Gärphasen überwacht, Temperatur wie ph-Wert der Maische kontrolliert – und bei Bedarf korrigiert. Ist die Gärung nach einigen Wochen abgeschlossen, wird die Maische in die Brennblase gefüllt und gebrannt. Wer nun glaubt, der Brennvorgang sei der entscheidendste Part in der Herstellung eines Destillats, irrt: Wurde beim Maischen nicht penibel sauber gearbeitet, kann selbst der beste Brennmeister Qualitätsfehler nicht mehr revidieren.

