Die Schnapsidee

Schnaps als hochprozentige Lösung

Mit einer Schnapsidee nahm die Freiherr von Poschinger Edelbrandmanufaktur im Jahr 2011 ihren Anfang ihren Anfang: Weil die uralten Obstbäume des Gutshofs Oberfrauenau Jahr für Jahr zur Erntezeit unter ihrer fruchtigen Last zu bersten drohen, wurde nach einer schmackhaften Alternative zum bewährten Apfelsaft, zu Birnengelee, Kirschmarmelade und Zwetschgenkompott gesucht – und eine hochprozentige Lösung gefunden: Aus den ausgereiften Früchten des nach ökologischen Grundsätzen bewirtschafteten Guts werden seither edle Geiste und Brände hergestellt – und zwar sorgfältig von Hand, wie der Name „Manufaktur“ schon erahnen lässt.

Trio Spirituale

Trio spirituale

Freilich: Bevor das erste eigene Destillat verkostet werden konnte, mussten die Grundlagen geschaffen werden. Dazu brachte Gutsbesitzer Benedikt Freiherr Poschinger die Räume der einstigen Oberfrauenauer Hofmetzgerei auf den neuesten Stand der Brenntechnologie und organisierte Destillierapparat nebst nötigem Equipment. Herbert Kammermeier zeichnet als „Brennmeister“ für die Qualität der hauseigenen Destillate verantwortlich, während sich Journalistin und PR-Fachfrau Alexandra von Poschinger um Marketing und Vertrieb der Edelprodukte kümmert.

Herbert Kammermeier
Alexandra von Poschinger

Gesucht – gefunden: Das „Wasser des Lebens“

Die Destillation ist keine Erfindung der Neuzeit: Schon die Ägypter nutzten entsprechende Apparate zur Herstellung aromatischer Kräuterwässer und ätherischer Öle. Einer Beschreibung Aristoteles’ ca. 300 v. Chr. zufolge diente die Destillation zunächst der Entsalzung von Meerwasser. Später, im 9. Jahrhundert, erwähnt ein arabischer Gelehrter die Destillation von Dattelwein – vorrangig jedoch ihrer aromatischen Eigenschaften wegen: um Parfums herzustellen.

Vermutlich mit den Kreuzfahrern gelangte die Destillationstechnik nach Mitteleuropa. Urkundlich erstmals erwähnt wurde das Destillieren von Alkohol in den Schriften des Magister Salernus († 1167) und des Regensburger Alchemisten und Bischofs Albertus Magnus (1193-1280). Er schrieb die Herstellung von „aqua ardens“ (lat. „brennendes Wasser“) ausführlich nieder und entwickelte zudem die Brennblase. Beständig auf der Suche nach der „Quinta essentia“, dem Lebenselixier zur Bereitung des „Steins der Weisen“, experimentierten die Alchemisten mit Akribie an der Rezeptur für ein „Wasser des Lebens“ („aqua vite“, „Whisky“, l’eau de vie“).  

In den ersten Jahrhunderten nach seiner Entdeckung diente Branntwein ausschließlich medizinischen Zwecken. Größere Mengen wurden bis zum 15. Jahrhundert nur in Klöstern hergestellt. Zum Volksgetränk – mit allen berauschenden wie unliebsamen Folgen – wurde Schnaps erst ab dem 16. Jahrhundert. Aus dieser Zeit sind auch diverse Schriften zur Herstellung von Genussmitteln samt Beschreibung der Destillation überliefert, deren Prozess sich bis ins 19. Jahrhundert nicht wesentlich verändert hat. Erst 1817 erfand der Berliner Kaufmann Johann Heinrich Leberecht Pistorius eine nach ihm benannte Apparatur, deren Fortentwicklung heute als „Kolonne“ bezeichnet wird und jeden Brennprozess zeitsparender und somit wirtschaftlicher macht. 

Auch die Schnapsbrennerei in Oberfrauenau hat Tradition. So fand sich in der Gutsbibliothek ein 1840 aufgelegtes Buch, das die Herstellung von Geisten und Bränden Schritt für Schritt beschreibt und zudem so manches Geheimrezept birgt, das in der heutigen Brennerei gerne berücksichtigt wird.